Monitoring von Lokalpopulationen geschützter Arten
Die mittel- und langfristige Beobachtung von ökologischen Prozessen sind grundlegende Untersuchungen, um belastbare Informationen über natürliche Dynamiken zu erhalten. Dazu zählen auch Populationsschwankungen, Habitatnutzung, Reproduktionsphasen und Wanderungsverhalten, die sich in Abhängigkeit endogener und exogener Faktoren unterscheiden können. Daraus resultieren ebenfalls mehr oder weniger sensible Phasen gefährdeter Arten, die es bei der Umsetzung von Maßnahmen zu berücksichtigen gilt. Folgende Beispiele geben Ihnen einen Einblick über einige unserer Monitoringprojekte zu Fledermäusen und Haselmäusen:
1) Temporärer Nahrungsraumverlust für Fledermäuse: Konfliktminimierung am Praxisbeispiel der Wasserfledermaus und einem urbanen Gewässer
Lokale Fledermäuse sind auf ein funktionierendes Gefüge mehrerer Teillebensräume angewiesen. Dazu gehören insektenreiche Nahrungsräume, die ausreichend Nahrungsverfügbarkeit während der saisonalen Aktivitätszeit aufweisen. Im Rahmen eines Monitoringprojektes sollte der konfliktärmste Zeitpunkt einer sommerlichen Teichsanierung für die Wasserfledermaus identifiziert und anschließend die Reaktion der lokalen Population auf den vorübergehenden Nahrungsraumverlust dokumentiert werden. Durch unsere Untersuchung konnte eine Beeinträchtigung der lokalen Wasserfledermauspopulation vermieden und effektive Artenschutzmaßnahmen durch die Anlage zusätzlicher Nahrungsräume durchgeführt werden.
Auftraggeber: Magistrat der Stadt Gießen
Partner: Institut für Bodenkunde und Bodenerhaltung, JLU (PD Dr. R. Düring)
2) Monitoring der Bestandsentwicklung der Haselmaus im Stadtgebiet Gießen
Im Rahmen unserer Tätigkeiten in der säugetierökologischen Grundlagenforschung konnten wir bislang unbekannte Haselmausvorkommen im Stadtgebiet Gießen nachweisen. Seitdem beobachten wir die Bestandsentwicklung der lokalen Haselmauspopulationen, um zielführende Artenschutzkonzepte zu entwickeln. Unser Monitoringkonzept basiert auf der regelmäßigen Kontrolle von Haselmauskästen, Nest-tubes und Frassspurensuche in nachgewiesenen und potentiellen Lebensräumen, die auf Grundlage einer Kohärenzanalyse mitteinander vernetzt werden sollen.
Drittmittelfinanziertes Forschungsprojekt AG Säugetierökologie JLU
Partner: Magistrat der Stadt Gießen, NABU Hessen
3) Monitoring der Artendiversität und Reproduktionsvorkommen waldbewohnender Fledermäuse in Mittelhessen nach FFH-Methodenstandard
In Abhängigkeit von der Waldstruktur untersuchen wir das Vorkommen und die Populationsstruktur von waldbewohnenden Fledermausarten in 55 Untersuchungsflächen in Mittelhessen. Unser Monitoringkonzept basiert auf den FFH-Methodenstandards mittels Netzfängen und bioakustischen Erfassungen durch Detektorbegehungen und Horchboxen. Zudem untersuchen wir die nachgewiesenen Reproduktionsvorkommen mittels telemetrischer Studien und bestimmen den Reproduktionserfolg der verschiedenen Wochenstubenkolonien in Abhängigkeit von der Habitatausstattung. Auf diese Weise konnten wir zahlreiche neue Wochenstubennachweise erbringen.
Drittmittelfinanziertes Forschungsprojekt AG Säugetierökologie JLU
4) Monitoring von Wasserfledermäusen im Gießener Lahntal
Seit 1992 werden die Wasserfledermäuse im Gießener Philosophenwald durch eine Fang-Markierungs-Wiederfang-Studie untersucht. Diese Lokalpopulation zeichnet sich durch eine vglw. große Wochenstubenkolonie und einem etwa gleich großen Anteil an Männchen aus. Im Jahr 1997 kam eine weitere Lokalpopulation bei Staufenberg dazu, die mit einem Anteil von ca. 80% von Männchen dominiert wird. Zwischenzeitlich wurde bei Kleinlinden eine weibchendominierte Lokalpopulation mit einem Anteil männlicher Wasserfledermäuse von ca. 20% ermittelt. Im Rahmen mehrerer Bachelor-, Master- und Diplomarbeiten, sowie Dissertationen wurde der Betrachtungsraum von diesen drei Kernpopulationen über das Gießener Lahntal zwischen Marburg und Wetzlar mit weiteren neun Wochenstubenkolonien erweitert und untersucht. Die in den vergangenen 30 Jahren zusammengetragene Datenbank besteht mittlerweile aus über 7000 Datensätze, welche die Bearbeitung von Fragestellungen bspw. zum Einfluss des Klimawandels ermöglichen.
Langzeitstudie der AG Säugetierökologie JLU/inatu.re GbR