Monitoring von Lokalpopulationen


Unsere Natur unterliegt jahreszeitlichen bzw. wetterabhängigen Schwankungen und Naturräume sind unterschiedlich ausgestattet. Die lokale Tier- und Pflanzenwelt hat sich entsprechend darauf eingestellt. Diese Variation führt zu einer ungleichen Verteilung von Arten im Raum und zu saisonspezifischen Reproduktions- und Ruhephasen, die einen Einfluss auf die Sensibilität gegenüber externen Einflüssen haben können. Um abschätzen zu können, ob bestimmte Einflüsse mittel- oder langfristige Beeinträchtigungen lokaler Populationen nach sich ziehen könnten, müssen diese vorlaufend im Rahmen eines Monitorings beobachtet werden. Im Folgenden können Sie sich über einige beispielhafte Projekten informieren!

Monitoring von Lokalpopulationen geschützter Arten


Die mittel- und langfristige Beobachtung von ökologischen Prozessen sind grundlegende Untersuchungen, um belastbare Informationen über natürliche Dynamiken zu erhalten. Dazu zählen auch Populationsschwankungen, Habitatnutzung, Reproduktionsphasen und Wanderungsverhalten, die sich in Abhängigkeit endogener und exogener Faktoren unterscheiden können. Daraus resultieren ebenfalls mehr oder weniger sensible Phasen gefährdeter Arten, die es bei der Umsetzung von Maßnahmen zu berücksichtigen gilt. Folgende Beispiele geben Ihnen einen Einblick über einige unserer Monitoringprojekte zu Fledermäusen und Haselmäusen:


1) Temporärer Nahrungsraumverlust für Fledermäuse: Konfliktminimierung am Praxisbeispiel der Wasserfledermaus und einem urbanen Gewässer

Lokale Fledermäuse sind auf ein funktionierendes Gefüge mehrerer Teillebensräume angewiesen. Dazu gehören insektenreiche Nahrungsräume, die ausreichend Nahrungsverfügbarkeit während der saisonalen Aktivitätszeit aufweisen. Im Rahmen eines Monitoringprojektes sollte der konfliktärmste Zeitpunkt einer sommerlichen Teichsanierung für die Wasserfledermaus identifiziert und anschließend die Reaktion der lokalen Population auf den vorübergehenden Nahrungsraumverlust dokumentiert werden. Durch unsere Untersuchung konnte eine Beeinträchtigung der lokalen Wasserfledermauspopulation vermieden und effektive Artenschutzmaßnahmen durch die Anlage zusätzlicher Nahrungsräume durchgeführt werden.


Auftraggeber: Magistrat der Stadt Gießen

Partner: Institut für Bodenkunde und Bodenerhaltung, JLU (PD Dr. R. Düring)


2) Monitoring der Bestandsentwicklung der Haselmaus im Stadtgebiet Gießen

Im Rahmen unserer Tätigkeiten in der säugetierökologischen Grundlagenforschung konnten wir bislang unbekannte Haselmausvorkommen im Stadtgebiet Gießen nachweisen. Seitdem beobachten wir die Bestandsentwicklung der lokalen Haselmauspopulationen, um zielführende Artenschutzkonzepte zu entwickeln. Unser Monitoringkonzept basiert auf der regelmäßigen Kontrolle von Haselmauskästen, Nest-tubes und Frassspurensuche in nachgewiesenen und potentiellen Lebensräumen, die auf Grundlage einer Kohärenzanalyse mitteinander vernetzt werden sollen.


Drittmittelfinanziertes Forschungsprojekt AG Säugetierökologie JLU

Partner: Magistrat der Stadt Gießen, NABU Hessen


3) Monitoring der Artendiversität und Reproduktionsvorkommen waldbewohnender Fledermäuse in Mittelhessen nach FFH-Methodenstandard

In Abhängigkeit von der Waldstruktur untersuchen wir das Vorkommen und die Populationsstruktur von waldbewohnenden Fledermausarten in 55 Untersuchungsflächen in Mittelhessen. Unser Monitoringkonzept basiert auf den FFH-Methodenstandards mittels Netzfängen und bioakustischen Erfassungen durch Detektorbegehungen und Horchboxen. Zudem untersuchen wir die nachgewiesenen Reproduktionsvorkommen mittels telemetrischer Studien und bestimmen den Reproduktionserfolg der verschiedenen Wochenstubenkolonien in Abhängigkeit von der Habitatausstattung. Auf diese Weise konnten wir zahlreiche neue Wochenstubennachweise erbringen.


Drittmittelfinanziertes Forschungsprojekt AG Säugetierökologie JLU


4) Monitoring von Wasserfledermäusen im Gießener Lahntal

Seit 1992 werden die Wasserfledermäuse im Gießener Philosophenwald durch eine Fang-Markierungs-Wiederfang-Studie untersucht. Diese Lokalpopulation zeichnet sich durch eine vglw. große Wochenstubenkolonie und einem etwa gleich großen Anteil an Männchen aus. Im Jahr 1997 kam eine weitere Lokalpopulation bei Staufenberg dazu, die mit einem Anteil von ca. 80% von Männchen dominiert wird. Zwischenzeitlich wurde bei Kleinlinden eine weibchendominierte Lokalpopulation mit einem Anteil männlicher Wasserfledermäuse von ca. 20% ermittelt. Im Rahmen mehrerer Bachelor-, Master- und Diplomarbeiten, sowie Dissertationen wurde der Betrachtungsraum von diesen drei Kernpopulationen über das Gießener Lahntal zwischen Marburg und Wetzlar mit weiteren neun Wochenstubenkolonien erweitert und untersucht. Die in den vergangenen 30 Jahren zusammengetragene Datenbank besteht mittlerweile aus über 7000 Datensätze, welche die Bearbeitung von Fragestellungen bspw. zum Einfluss des Klimawandels ermöglichen.


Langzeitstudie der AG Säugetierökologie JLU/inatu.re GbR